Feiertage sind immer willkommene Momente, um wieder ohne lange zu zögern in der Weinsammlung Platz für Neues zu schaffen. Das Aussuchen ist immer spannend. Diese Weine sollten nicht nur zu den Gerichten passen, sondern auch nicht ganz verblassen, wenn sie den Speisen, die Monika in gewohnter Qualität auf den Wohnzimmertisch zaubert, gegenüberstehen.
Am Heiligen Abend gab es zuerst Kartoffelcremesuppe mit Speckstreifen, danach Italienischen Salat mit verschiedenen Aufschnitten und Käse, gefolgt von Weihnachtsgebäck. Zu ersteren Gängen holte ich einen Cahors AOC Prince Probus 2000 von Clos Triguedina aus dem Keller. Gekeltert aus der Sorte Malbec, erinnert dieser Wein – der Ausbau inzwischen im kleinen Holzfass tut sein übriges – im Geruch deutlich an die Familie der anderen Bordeaux-Sorten. Trotz der angenehmen Reife hat er sich aber die deutlichen Brombeer-Aromen erhalten. Im Mund wiederholt sich die Typologie, wobei der Gerbstoff für eine deutliche Struktur ohne unnötige sensorischen Verzierungen sorgt.
Am Weihnachtstag wurde traditionell üppig aufgetischt: Zu den gefüllten Lachsröllchen auf Lollo-rosso-Blattsalat wurde ein Nosiola IGT 2007 Le Frate von Pravis serviert. In der Nase etwas zurückhaltend, aber mit schönen Anklängen an getrocknetes Kernobst und einen dezenten Anflug von Holz. Die wahre Stärke präsentiert dieses Produkt aber im Mundgefühl, das überaus harmonisch ist. Der Wein hat eine schöne Fülle ohne pappig zu sein, er bleibt trinkig bis zuletzt. Das findet man nicht oft. Meines Erachtens verdient sich die Sorte mehr Beachtung – und nicht nur als Ausgangsmaterial für Süßweine. Aber vielleicht habe ich auch nur einen Top-Vertreter davon vorgefunden, noch weiß ich es nicht genau.
Dieser Wein blieb auf Grund des Zuspruchs auch noch bei der folgenden Milzschnittensuppe in den Gläsern.
Der Wolfsbarsch in der Salzkruste mit geschmorten Tomaten war nicht nur wegen der doch etwas exotischen Zubereitung sicher der kulinarische Höhepunkt des Mittagessens. Der Chardonnay Pouilly-Fuissé AOC Les Perrières 2004 der Domaine J.A. Ferret passte glücklicherweise sehr gut dazu. Typisch klassisch französisch, so sehe ich es zumindest, spielte dieser Klassiker seine Qualitäten erst so richtig nach etwas Zeit im Glas aus. Natürlich von Säureabbau und Holzausbau geprägt, dominieren trotzdem noch die sortentypischen, an tropische Früchte erinnernden Aromen. Im Mund eine angenehmen Säure und ein dezenter Gerbstoffgehalt, welche im Duett den Mund angenehm „ausputzen“, wie man hierzulande in Weinkreisen sagt. Dass vier Jahre für diesen idealen Essensbegleiter kein Alter darstellen, muss nicht extra betont werden.
Dulcis in fundo servierte Monika Mandarinen-Halbefrorenes. Davor, damit man den Wein auch noch mit sauberem Mund kosten und schätzen kann, schenkte ich einen Eiswein Heideboden 2003 der Sorte Welschriesling, produziert von den Pannonischen Weingärtner, ein. Ich bin der Meinung, dass Eisweine generell etwas überbewertet werden. Der Grund dafür dürfte in der exotischen und sicherlich aufwändigen und risikoreichen Herstellungsweise liegen. Sensorisch bieten aber im Süßweinbereich Trockenbeerenauslesen wegen des Botrytisbefalls deutlich mehr Komplexität. Auch wenn der getrunkene Dessertwein Anflüge von Botrytiston hatte, bleibe ich vorerst bei meiner Meinung. Dass im Burgenland die Süßweinherstellung Tradition hat, merkt man deutlich: das Mundgefühl ist nicht nur von Süße geprägt. Der Geschmack war wegen des gelungenen Zucker-Säure-Verhältnisses die ganze restliche Zeit über nie pappig.
Große Fehler scheine ich dieses Jahr bei der Auswahl der Weine nicht gemacht zu haben, bescheinigte mir Monika. Na dann…