Kaltern ist die zweitgrößte Weinbaugemeinde Südtirols. Und die bekannteste sowieso. Kein Wunder also, wenn dort alle weinwirtschaftlichen Realitäten zu finden sind. Thomas Unterhofer und seine Frau Helga gehören zu den vorläufig letzteren Neugründungen, was die Selbstvermarktung von Wein in Kaltern betrifft.
Eigentlich ist der Betrieb von Thomas nicht ganz leicht einzuordnen. Wie er selbst sagt, haben die Organisatoren von lokalbezogenen Veranstaltungen auch ihre Mühe, wenn es darum geht zu entscheiden, wohin er denn eigentlich gehöre. Die Heirat mit Helga hat den gebürtigen Bozner (und Volksschulfreund des Autors) nämlich nach Oberplanitzing verschlagen, wo er auch über einen neu eingerichteten, schönen Weinkeller verfügt. Die Trauben stammen vom dem vom Patenonkel übernommenen, in Kampenn, oberhalb von Bozen, gelegenen Reiterhof.
Dort, auf 500 m Meereshöhe, reifen bei beachtlichen Tag-Nacht-Temperturdifferenzen die Trauben der Sorten Weißer Sauvignon, Chardonnay und Vernatsch. Die Hanglagen am Kohlerer Berg im Ausmaß von 2,3 Hektar bringen viel Handarbeit mit sich, doch die bisherigen Qualitäten haben gezeigt, dass die Entscheidung wohl richtig gewesen ist. Dass die Ertragsregulierung und andere Kulturtechniken, welche mit steigender Meereshöhe immer wichtiger werden, gewissenhaft durchgeführt werden, sowie dass Hygiene und Gründlichkeit im Keller von Thomas vorherrschen, bräuchte eigentlich nicht besonders erwähnt werden. Denn mit nur durchschnittlichen Produkten hätte man als Selbstvermarkter auf dem dicht besiedelten Weinmarkt ohnehin keine Chanche.
Die Chardonnay-Reben, welche den gleichnamigen Wein ergeben, weisen ein Durchschnittsalter von 30 Jahren auf. Die Vergärung im Edelstahltank bei kontrollierter Temperatur ergibt einen frischen Vertreter dieser Sorte. In der Nase dominieren sortentyische Ananasaromen. Das Mundgefühl ist angenehm mit einer mittleren Fülle, wobei ihm die kernige Säure einen schönen Zug verpasst. Von der Typologie her gesehen, zum Vergleich, die Antithese zu diesem Wein.
Der Sauvignon stammt hingegen von noch jungen Reben, die nicht älter al 5 Jahre sind. Unverkennbar hinsichtlich Typizität dank der Aromen, welche an Holunderblüten erinnern. Glücklicherweise ist er mit einem guten Körper ausgestattet, denn die lagentypisch hohen Säurewerte befinden sich sicherlich am oberen Limit des in Südtirol gewohnten.
Wesentlich runder erweist sich der Reitl Weiss, ein Verschnitt der oberen beiden Traubensorten. Beide harmonieren recht gut, ohne dass eine dominiert, die Lagerung des dazu bestimmten Chardonnays im Tonneau verleiht diesem Cuveé eine Milde, welches ihn als idealen Essensbegleiter ausweist.
Als ein neu interpetierter Vernatsch präsentiert sich sensorisch der Campenn, der zurzeit einzige Rotwein am Reiterhof. Statt der bei dieser Sorte vielverbreiteten Bittermandel ist die Nase eher von Sauerkirschenaroma geprägt, im Mund fällt eine prononcierte Gerbstoffstruktur auf. Das Ergebniss vollreifen Traubengutes und des Ausbaus in mehrfach belegten Barriques.
Nicht zu vergessen: Von Anfang an wurde bei allen Weinen der Schraubverschluss verwendet.