Dass der Verkehrsausschuss im italienischem Parlament plane, in Zukunft die 0,0-Promille-Grenze einzuführen, hat verständlicherweise für Unmut gesorgt. Besonders in jenen Südtiroler Kreisen, in denen die Weiterentwicklung einer gesunden, moderaten und qualitätsorientierten Weinkultur auch ökonomisch wichtig ist, ist der Aufschrei der berechtigten Entrüstung unüberhörbar.
Eigenartigerweise ist es in den allermeisten Weinbauregionen Italiens diesbezüglich eigentlich recht still geblieben. Als mögliche Gründe werden die Zweifel an der tatsächlichen Umsetzung der Gesetzesinitiative genannt aber, was plausibler klingt, die oft beobachtete Tatsache, dass die Häufigkeit der Kontrollen einem deutlichen Nord-Süd-Gefälle folgt.
Übersichten hinsichtlich der Aktivitäten der Südtiroler Landwirtschaft, um diese weitere Restriktion, deren Auswirkungen den Gesetzeseinbringern anscheinend kein übertriebenes Kopfzerbreuchen verursacht hat, sind u.a. auf den Seiten des Südtiroler Bauernbundes und der Freien Weinbauern nachzulesen. Auch wenn es (noch) nichts zum Lachen gibt, wurde das Thema auch humoristisch angegangen. In jedem Fall ein erster gravierender Fall, wo sich die Einigkeit der Südtiroler Weinwirtschaft, formalisiert durch das neugeschaffenen Konsortium Südtiroler Wein, beweisen muss.
Am interessantesten, weil umfassender betrachtet, finde ich aber die Meinung des Chefredakteurs der Zeitschrift ff, Norbert Dall’Ò. Wenn Alkohol unsere Leistungsfähigkeit und um die geht es, vermindert, dann müssten auch alle anderen leistungsverminderten Faktoren bewertet und dementsprechend geahndet werden. Wer darf im Sinne der angepeilten 100-prozentigen Sicherheit dann noch Auto fahren? Aldous Huxleys Schöne neue Welt lässt grüßen.
Was mich zusätzlich ärgert, ist die in dieser Debatte fast schon gebetsmühlenartig wiederholte Aussage einiger Zero-Tolerance-Verfechter, dass der gepflegte Genuss der vielzitierten zwei Gläser den Einstieg in Alkoholabhängigkeit erleichtert. Wenn man den Suchtbegriff in letzter Zeit richtigerweise umfassender sieht und auch neu bewertet, sollen möglich Suchtmittel auch spezifisch betrachtet werden. Oder was halten sie davon, wenn ich Sie warne „Bitte schicken Sie Ihrer Tante keine E-Mail mehr zum Geburtstag, denn das ist der Einstieg in die Internet-Sucht“?
Danke Armin. Mit dem letzten Absatz hast du mir das Wort aus dem Mund genommen: Diejenigen, die in dieser Diskussion immer auf die Suchtgefahr des Alkohols hinweisen, vergessen, dass es bei diesem Gesetz um die Verkehrssicherheit und nicht um das Unerreichbarmachen des Alkohols für Suchtkranke geht. Diesselbe Diskussion schwelt auch bei Computerspielen; aber von der Problemgruppe auf alle „Nutzer“ zu schliessen, ist in meinen Augen nicht nur nicht zielführend, sondern scheinheilig.