… ist momentan diese Kühlbox. Nicht, dass ich ohne kühlende Getränke in der Arbeit der momentanen Hitze kaum trotzen könnte oder jeden Tag ein Picknick angesagt wäre. Nein, dieses tolle Gerät brauche ich zu dieser Zeit für die Weinvorstellungen bei bestehenden und noch mehr bei potentiellen Kunden.
Auf dem Markt vor der Kellertür möchte ich mehr präsent sein und es gibt bestimmte Restaurants und Önotheken, wo ich fast nur deshalb drin sein möchte, weil mir diese Lokale im Stil und Qualität sehr gefallen. Ein Zugeständnis an meine Eitelkeit. Drei, ab Herbst vielleicht vier Wiederverkäufer verteilen meine Weine bereits in Südtirol, besonders den südlicheren, mir näheren Teil des Landes möchte ich aber selbst betreuen.
Kennen tut mich keiner – nur eine ganze Vermarktungsaison und die gegen dem Rat meiner Kollegen und Freunde bewusste Nichtbeteiligung (mit einer bereuten Ausnahme) an Weinführern sind eben zu wenig – weshalb man zuerst, sicher langwieriger als die arrivierten und gesuchten Produzenten, sich zuerst erst einmal vorstellen und manchmal auch lange um einen Vorstellungstermin bitten muss. Zeit hat man nicht sondern man muss sie sich nehmen – diese kranke aber dem herrschenden Zeitgeist leider entsprechenden Tatsache vergegenwärtigt sich in jeder mir bekannten Branche immer häufiger, weshalb solch ein Treffen bisweilen erst nach vier bis fünf Telefonaten zustande kommt und für ein Gespräch samt Kost dann mitunter 15 Minuten genügen müssen.
Anders als bei den Gesprächen mit dem Endverbraucher scheint das ganze Drumherum der sogenannten Betriebsphilosophie kaum zu interessieren, das ganze läuft irgendwie professioneller, ganz an Effizienz orientiert, ab: der Wein muss verständlicherweise dem Gastwirt schmecken, in eine bestimmte Preiskategorie passen, wo noch eine Nische zu besetzen ist oder, öfters, wo ein Mitbewerber ersetzt werden soll. Die Weinkarten und -Keller der Restaurants sind voll, das Verdrängungprinzip ist vorherrschend. Wenn man sich diesem Sachverhalt stellt, wird man sehr schnell wieder auf den Boden der (wirtschaftlichen) Tatsachen geholt und lernt wieder einmal, sich und seine Weine nicht zu wichtig zu nehmen.
Und es gibt sie doch! Jene Gastronomen, welche sich über ihren Beruf hinaus für Wein interessieren und denen es gelingt, sich für eine gewisse Zeit von ihren Verpflichtungen zu verabschieden um durchaus kritisch aber mit Interesse die mitgebrachten Muster zu begutachten. Jene, welche beispielsweise auch den Kretzer kosten obwohl diese Kategorie Wein laut ihrer Aussage unverkäuflich ist, besonders in meiner Variante, als Essensbegleiter und nicht als Aperitiv; welche nach der Riserva fragen, owohl sie erst ab dem Herbst im Verkauf sein und zusätzlich dann noch etwas Zeit benötigen wird, usw.
Als Beispiel für dieses Verhalten, wo dem Wein in jedem Fall die nötige Zeit gewidmet wird, wo das Gespräch nicht zu kurz kommt, Erfahrungen und Meinungen ausgetauscht werden, so dass man um eine weiter Perspektive bereichert das Haus verlässt, möchte ich Michael und seinen Vater Karlheinz Falk vom geschichtsträchtigen Hotel Elephant in Brixen nennen. Natürlich fällt es leichter, sich die notwendige Zeit zu nehmen, wenn ein Teil des Berufes auch ein Hobby ist, wenn die Einkaufstouren bei den Produzenten auch als Urlaub verstanden werden. Das Resultat ist aber eine stets aktuelle Weinkarte mit viel Persönlichkeit von der alle profitieren, die Gäste in erster Linie und natürlich auch die engagierteren unter den Weinmachern.